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Die Welt im Blick: Theodore Roosevelt und das amerikanische Jahrhundert

  Vortrag

18:30 Uhr

Online auf Zoom

Teil der Reihe Amerikanische Präsidenten

Mehr als ein Jahrhundert nach seinem Tod ist der 26. Präsident der USA, Theodore Roosevelt (1858-1919) allgegenwärtig. Schiffe, Schulen, Staudämme und Parks tragen seinen Namen während Filme, Theaterstücke, Kinderbücher und selbst Managementratgeber seine Ansichten und Einsichten alltagskulturell verankern. Neben Washington, Jefferson und Lincoln ist TR einer der vier ‚großen‘ Präsidenten, die in Mount Rushmore in Stein gemeißelt sind. Innenpolitisch ist für viele Amerikaner die Erinnerung an TR untrennbar mit der Geschichte des Umwelt- und Verbraucherschutzes und dem Kampf für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in den USA verbunden. Darüber hinaus wird der progressive Republikaner auch für sein außenpolitisches Augenmaß und Geschick, mit dem er den Aufstieg der USA zur Weltmacht vorantrieb, parteiübergreifend geschätzt. Wie kaum ein anderer Präsident hatte Roosevelt „die Welt im Blick“. Seine vielen Reisen, Sprachkenntnisse und Auslandskontakte machten ihn zu einem der internationalsten Präsidenten in der Geschichte des Landes. In den Krisen der Gegenwart erscheint vielen Kommentatoren sein außenpolitisches Verständnis zum Zusammenhang zwischen Umweltschutz, Ressourcensicherung und nationaler Sicherheit geradezu prophetisch. Auch sein sicherheitspolitisches Diktum „Speak softly and carry a big stick“ zählt zu den in Zeiten der Hochrüstung gerne zitierten Einsichten Roosevelts. Seine zupackende Art verkörpert romantisch verklärt den dynamischen Beginn des amerikanischen Jahrhunderts. Und je mehr die USA an Einfluss in der Welt verlieren, umso mehr wird Roosevelt zu einem kraftvollen Kämpfer für ein globales Amerika gedeutet. Untrennbar mit der Erinnerung an TR ist seit jeher aber auch die Kritik an seiner Politik und seinen Weltsichten verbunden. Diese sieht in Roosevelt vor allem einen gefährlichen Kriegstreiber, Imperialisten und Rassisten und spricht seinen Reformprojekten zudem jegliche transformative Substanz ab. Für manche Kritiker repräsentiert Roosevelt gar die schlimmsten Auswüchse des amerikanischen Jahrhunderts und sei deshalb weder als gemeinschaftsstiftender Erinnerungsanker noch als Orientierung für die zukünftige Entwicklung der USA geeignet.

Der Vortrag untersucht diese ambivalente Gleichzeitigkeit von Verehrung und Kritik und diskutiert die enge Verzahnung der oft sperrigen Vielschichtigkeit Roosevelts mit den grundsätzlichen Widersprüchen des American Empire zu Beginn des amerikanischen Jahrhunderts.

Meeting-ID: 868 0809 2187

Referent: Prof. Dr. Frank Schumacher, University of Western Ontario, Kanada

finanziert durch:

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