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Lyndon Baines Johnson, der Vietnam-Krieg und die Bürgerrechtsbewegung

  Vortrag

18:30 Uhr

Teil der Reihe Amerikanische Präsidenten

Online auf Zoom

Lyndon B. Johnson (1908–1973) wirkte wie ein zufälliger Präsident, kam er doch vor sechzig Jahren nach der Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963 ins Amt. Im Unterschied zu seinem Vorgänger entstammte er kleinen Verhältnissen, hatte sich nach 1945 zum führenden Senator hochgearbeitet und gilt bis heute als einer der erfolgreichsten Parlamentarier der US-Geschichte. Wie kein zweiter verstand er Kompromisse zu schmieden und diese dank der schieren Macht seiner Physis und seines Temperaments (das berühmte Johnson treatment) auch durchzusetzen. Er nutzte den Schock über den Kennedy-Mord um die epochalen Reformen der Bürgerrechtsgesetze in die Wege zu leiten und die bis dahin legale Rassentrennung und Diskriminierung abzuschaffen. Zugleich leitete er unter dem Signum der Great Society ehrgeizige wohlfahrstaatliche Reformen ein, um den nach dem New Deal noch unvollendeten amerikanischen Wohlfahrstaat auszubauen. Während die civil right laws ein bleibender Erfolg sind, stießen seine sozialpolitischen Maßnahmen auf Widerstand, auch weil sie sich als nicht finanzierbar erwiesen. Hier stand der Außenpolitiker und Kalte Krieger Johnson dem passionierten Innenpolitiker Johnson im Weg. Denn Johnson hatte, auch um sich gegen Angriffe von rechts zu immunisieren, das kostspielige militärische Engagement der USA in Vietnam ausgeweitet. Dies fachte Protestbewegungen an. 1968 wurde zum Katastrophenjahr seiner Präsidentschaft. Militärisch taumelten die USA nach der Tet-Offensive der vietnamesischen Guerilla, innenpolitisch stand das Jahr im Zeichen brennender Ghettos in den inner cities der USA und wachsender Polarisierung. Frustriert und verachtet stellte er sich nicht mehr zur Wiederwahl. Im Rückblick findet er in der historischen Beurteilung zunehmend Statur und Achtung.

Meeting-ID: 869 8260 1574

Referent: Prof. Dr. Philipp Gassert

finanziert durch:

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